Mont Blanc - Hochtour auf das Dach der Alpen
In diesem Jahr entschied ich mich erneut das Dach der Alpen ins Visier zu nehmen, nachdem wir auf unserer Hochtour 2015 es wetterbedingt leider nicht auf den 4810m hohen Gipfel des Mont Blanc geschafft haben. Wie unsere Akklimatisierung und der Gipfeltag dieses Mal abliefen erfahrt ihr wenn ihr meinen Tourenbericht weiter lest.
Vor der eigentlichen Hochtour war ich für einige Tage im Karwendel und habe dort zum Warmwerden diversen Tagestouren unternommen. Denn die beste Vorbereitung fürs Bergsteigen ist nunmal das Bergsteigen selber. Gut eingelaufen ging es dann Richtung Chamonix-Mont-Banc.
Zur Akklimatisierung auf Dômes de Miage
Wie schon vor 2 Jahren hatten Stefan und ich wieder Philipp vom Hindelanger Bergführerbüro als Bergführer an unserer Seite. Wir trafen uns mit ihm am Sonntag Mittag in Le Cugon, denn als Eingeh- und Akklimatisierungstour Stand diesmal die Besteigung des Dômes de Miage an. Von einem Parkplatz auf 1175m ging es bei prallem Sonnenschein und 26°C vorbei am Refuge de Tré-la-Tête hinauf auf 2602m, zum Refuge des Conscrits. 4,5 Stunden später und „gut aufgewärmt“ (mein T-Shirt war komplett nass) erreichten wir am Nachmittag die Hütte. Nach einem reichlichen Abendessen und den üblichen Gesprächen und Anekdoten ging es dann gegen 21:00 Uhr ins Bett, da es am Montag Morgen um 3:30 Uhr Frühstück gab und wir gegen 4:00 Uhr aufbrechen wollten.
Bei verhältnismäßig warmen Temperaturen in den Morgenstunden brauchten wir gut eine Stunde bis wir von der Hütte an der Kante des Tré la Tête Gletschers ankamen und unsere Stirnlampen gegen Steigeisen und Pickel austauschten.
Auf dem Gletscher ging es bei leichter Steigung weiter bis zum Col des Dômes. Von da aus östlich an einer größeren Spalte vorbei zunächst zum Sattel zwischen dem östlichen und westlichen Hauptgipfel, von wo wir dann als erstes auf den 3564m hohen Ostgipfel des Dômes de Miage gestiegen sind. Dank des herrlichen Sonnenscheins hatte wir einen tollen Ausblick gen Süden Richtung Italien und den schmalen und stark vereisten Grat Richtung Aiguille de la Bérangère. Dieser war eine alternative zum Abstieg zurück Richtung Refuge des Conscrits.
Nach einem kritischen Blick haben wir uns aber gegen den vereisten Grat entschieden und sind stattdessen herunter zum Sattel und auf den westlichen Hauptgipfel (3673m) gestiegen. Von hier aus hatten wir einen schönen Blick auf unser Hauptziel. Von dieser Seite präsentiert sich der Mont Blanc mit seinen Fels- und Gesteinsflanken rauher als von der östlichen Seite.
Bevor es zu warm werden sollte und der Gletscher weicher, haben wir uns um kurz nach 9:00 Uhr wieder auf den Rückweg gemacht. Zumal uns ein Abstieg von 2500hm bevor stand und wir an diesem Tag auch nach Chamonix wechseln wollten. Nach diversen Pausen und einigen fluchenden Worten im blockigem Abschnitt des Abstiegs vom Refuge des Conscrits zum Refuge de Tré-la-Tête erreichten wird gegen 15:30 Uhr den Parkplatz und fuhren nach Chamonix.
Ruhetag vor dem Gipfelansturm
Schon am Sonntag Abend zeichnete es sich nach einem Blick auf die Wetterprognose aus, dass das Wetter am Donnerstag, unserem geplanten Gipfeltag, deutlich schlechter werden sollte. Und diese Wetterprognose verstärkte sich am Montag Abend. Daher entschieden wir uns den Gipfelansturm auf Mittwoch vorzuverlegen, da die Chancen auf dem Gipfel des Mont Blanc am Donnerstag zu stehen gegen Null tendierten. Zum Glück gab es keine Probleme bei der Umbuchung unserer Übernachtungen. Auch eine andere Gruppe, die mit einem anderen Bergführer von Hindelanger Bergführerbüro unterwegs war, entschied sich für den Aufstieg am Mittwoch, sodass wir die nächsten 3 Tage mehr oder weniger zusammen verbrachten.
Der Dienstag diente uns zum Ausruhen, weiterem Akklimatisieren und dem Besprechen der Route. Wir fuhren nach einem ausgiebigen Frühstück mit der Bahn auf Aiguille du Midi (3800m) und stiegen in Ruhe zur Cosmiques Hütte auf 3613m herab. Hier verbrachten wir den Nachmittag und nutzen die Zeit unter anderem auch dazu ein wenig vorzuschlafen, da es am Donnerstag um 1:00 Uhr Frühstück geben sollte und wir danach so schnell wie möglich aufbrechen wollten.
4810m über N.N. und keine Sicht
Gegen 1:45 Uhr sind wir von der Cosmiques Hütte aufgebrochen, mit uns weitere 5 Seilschaften. Die 0°C Grenze lag - wie schon die letzten Tage - verhältnismäßig hoch, für diesen Tag war sie für etwa 4300m vorhergesagt worden. Nichtsdestotrotz war ich froh um meine warme Jacke und die lange Unterhose, da wir die ersten Morgenstunden im Dunkeln unterwegs waren und sobald ein Wind aufkam, es merklich kühler wurde.
Zunächst ging es über das Col du Midi zur Flanke am Mont Blanc du Tacul. Der Anstieg fiel mir dieses Mal deutlich leichter, vielleicht lag es auch daran, dass ich wusste was mich erwartete. Am Grat angekommen haben wir den Gipfel des Tacul westlich liegen gelassen und gingen nach einer kurzen Pause weiter zur über das Col du Maudit zur Flanke am Mont Maudit. Der Anstieg hier war deutlich steiler und die letzten 80m ging es mit Hilfe eines Fixseils eine ca. 70 Grad steile Eis- und Schneerinne hinauf zur Schulter des Maudit. Spätestens hier musste man seinen Frontalzacken vertrauen und wissen wie diese einzusetzen sind. Andernfalls wird so ein Aufstieg zu einer sehr kräftezehrenden Angelegenheit.
Nach der Schneerinne war an ein entspannteres weitergehen nicht zu denken, denn die Querung zum Col de la Brenva erforderte weiterhin 100%-ige Konzentration und Aufmerksamkeit.
Als die Dunkelheit langsam dem Tagesanbruch wich, war zu erkennen, dass der Gipfel inmitten von Wolken war. Vielleicht war das einer der Gründe warum mir auf der dritte und letzten Anstieg, vorbei am Petits Mulets, so schwer fiel. Auf ca. 4600m, also gut 200m unterhalb des Gipfels merkte ich die Anstrengung deutlich und die Schritte wurden deutlich schwerer. Doch dank der motivierenden Worte von Philipp und einer kleinen Pause bei jeder Wende der Spur, habe ich die letzten 200m geschafft. Um 7:40 Uhr, nach kanpp 6 Stunden Aufstieg, standen wir endlich auf dem Gipfel des Mont Blanc! Und trotz des fehlenden Panoramas und der Erschöpfung war es ein unglaublich schöner Moment: 4810m, das Dach der Alpen war erreicht!
Nach einer Stärkung und einigen Gipfelfotos machten wir uns wieder auf den Rückweg, denn die Sonne und die Temperaturen würden schnell für weichen Schnee auf dem Gletscher und vor allem in den Flanken sorgen.
Als wir beim Abstieg wieder das Col de la Brenva erreichten und der steigenden Temperaturen wegen uns einiger wärmerer Kleidungsstücke entledigten, klarte es über dem Mont Blanc auf und wir konnten zwei Seilschaften bei Anstieg beobachten. In diesem Moment war ich schon irgendwie froh mich auf dem Rückweg zu befinden.
Wir kamen gut voran und erreichten die Bahnstation auf Aiguille du Midi um 13:00 Uhr. Obwohl mir der letzte Gegenanstieg (ca. 250hm) zur Station ein wenig Sorgen bereitet hatte, bewahrte ich mir scheinbar unterbewusst ein letztes bisschen Energie auf, den die letzen Meter ging dann doch besser als erwartet.
Auch die andere Gruppe schaffte natürlich den Gipfelansturm und so haben wir gemeinsam den Mittwochabend im Hotel in Chamonix auf den geglückten Gipfeltag angestoßen und die Tour Revue passieren lassen, bevor es am nächsten Morgen wieder gen Heimat ging.